Theorie der Singularitäten

Theorie der Singularitäten. 

Eine Lektüre von Giorgio Agambens ›Die kommende Gemeinschaft‹ 

(2020, Velbrück Wissenschaft)

„Ausgerechnet Giorgio Agambens vielleicht unzugänglichstes Buch, das 1990 erschienene ‚Die kommende Gemeinschaft‘, markiert nicht nur einen gewissen political turn, sondern auch die Nahtstelle für Früh- und Spätwerk und erzeugt den Eindruck einer Spaltung, die so nicht existiert. Denn er legt darin das Fundament seiner Philosophie und entwickelt eine Theorie der beliebigen Singularitäten, die er zugleich in einer Textform demonstriert, die dieser vollkommen entspricht. Dabei verschreibt Agamben sich der Haltung des Wedernochs und umreißt eine Seinsweise, die sich der Unsagbarkeit des Individuums und der Intelligibilität des Allgemeinen entzieht, allein bestimmbar durch das Beispiel. Es ist eine Erlösungsgeschichte für das Diesseits, wo sich der Mensch als reine Potenz im eigentlichen Leben und einer Gemeinschaft ohne Zugehörigkeit den unbedingten Anspruch auf Glück erfüllen kann.

In der vorliegenden Studie zielt Hendrik Kühn darauf ab, durch eine chronologische Lektüre und einer Methodik des Paraphrasierens, nicht nur die Ideen des Schlüsselwerks zu erschließen und für den allgemeinen Gebrauch zu öffnen, sondern auch die ungewöhnliche Form des Buches und ihren Verweischarakter auf die beliebigen Singularitäten zu erhalten. Es ist ein Versuch von Sekundärliteratur, der die Primärliteratur fortführt und sich damit in den gleichen Zustand des Wedernochs versetzt.“

Als Print bei Velbrück Wissenschaft und digital über die Nomos eLibrary erhältlich.

Existenzbeben

Existenzbeben 

Was ist der Mensch und wo geht er hin?

(2021, Velbrück Wissenschaft Magazin)

In dem Essay wird Giorgio Agambens apokalyptische Replik auf Greta Thunbergs Forderung zu handeln aufgegriffen, um die Frage ‚Was tun, wenn das Haus brennt?‘ aus einer anderen Perspektive zu beantworten. Jedoch ist diese nur eine Metapher für die Grundfragen nach den Existenzbedingungen und -möglichkeiten – Was ist der Mensch und wo geht er hin? –, die uns immer begleiten. Die Antwort setzt dort an, was Agamben als anthropologische Maschine des Humanismus kritisiert und mit dem Verstehen dieser unendlichen Hervorbringung des Menschen und ihrer einhergehenden Beschneidung zu stoppen erhofft. Das Ziel ist allerdings ein anderes, nämlich den Menschen vollkommen in seine Offenheit zu stellen, um ihn auch nicht mehr der Apokalyptik überantworten zu müssen, die aus der Stilllegung erfolgt. Ausgehend von dem Axiom des menschlichen Selbstbewusstseins wird dabei ein Argument entfaltet, das ein prototypisches Prinzip illustrieren soll, das hinter diesem Begriff von mythologischer Größe am Werk ist. Der Mensch wird als intelligentes Tier im Modus der Selbstoffenheit gedacht, als ein Wesen, das über die Grenzen seiner Wahrnehmung und Sprache hinausgehen muss, um sich in seiner ganzen Unvollständigkeit verstehen zu können.

Der Essay ist auf der Seite vom Velbrück Wissenschaft Magazin verfügbar.